Nördlich Lägern ohne Tiefenlager
 
Pressemitteilung von LoTi zur Standortankündigung der Nagra

Pressemitteilung von LoTi zur Standortankündigung der Nagra

Der Sachplan Geologische Tiefenlager geht ins 15. Jahr und die Nagra hat nun mit der Standortankündigung (ASR) Licht ins Dunkel gebracht:

Die Nagra möchte für den Standort, den sie vor wenigen Jahren noch ausrangieren wollte, das Rahmenbewilligungsgesuch ausarbeiten und einreichen.

Sie wird klar erklären müssen wie sie zu dieser, von 2015 abweichenden Standortwahl kommt. Seit fünf Jahrzehnten ist sie auf Standortsuche und will nun in kürzester Zeit ihr Wissen so grundlegend erweitert haben, dass sie zu einem anderen Standortvorschlag als 2015 kommt. Das ist eine fachlich-geologisch wie politisch irritierende Entwicklung, die nicht verstanden wird.

2015 beantragte die Nagra im 2×2-Entscheid die Standortregion Nördlich Lägern wegen ungünstigem Platzangebot in der bevorzugten Tiefe zurückzustellen. Auf Druck der Kantone und des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats (ENSI) lieferte die Nagra einen 700-seitigen Bericht ab, in dem sie bei ihrer ursprünglichen Einschätzung blieb: Grössere Tiefen erschweren die Bautechnik und bedeuten einen sicherheitstechnischen Nachteil im Vergleich mit anderen Regionen. Die ersten Auswertungen der 3D-Seismik ergaben kein anderes Bild. Für die Nagra wäre Nördlich Lägern schon 2015 aus dem Verfahren ausgeschieden. Die erschwerten Bedingungen für die Bautechnik in der bevorzugten Tiefe gaben damals den Ausschlag für die Rückstellung. Unglaubwürdig ist es nun diese Tiefe als Vorteil für zukünftige Eiszeiten (Erosion) umzudeuten.

Das ENSI (Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat) sowie die KNS (Eidgenössische Kommission für nukleare Sicherheit) und die kantonalen Behörden werden fast ein halbes Jahrzehnt Zeit haben, das Rahmenbewilligungsgesuch für Nördlich Lägern zu prüfen und zu beurteilen und für dies Verantwortung zu übernehmen!

LoTi- nördlich Lägern ohne Tiefenlager fordert:

  1. Der Atommüll muss an den sichersten Ort und jederzeit rückholbar sein. Der Gewässerschutz im Allgemeinen in Stadel Haberstal muss nach strengen Massstäben auf den Prüfstand. Um unter anderem diesen Schutz sicherzustellen, müssen die ergänzenden bautechnischen Massnahmen (wie Dichtwand) der OFI in den kommenden Verfahrensschritten überprüft werden.
  2. Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass unter der Nordschweiz im Permokarbon- Trog Kohle und Erdgas vorkommen. Auch liegt hier die Region mit dem höchsten Erdwärmefluss der Schweiz. Dazu fehlen seriöse Studien.
  3. Im Weiteren werden wichtige Faktoren für die Sicherheit und Rückholbarkeit eines künftigen Tiefenlagers unterschätzt und unterschlagen, da nicht bewiesen ist, wie mit geologischen und technischen Unsicherheiten und Schwierigkeiten umgegangen werden kann. Dazu fehlen Konzepte.

ENSI, KNS sowie die kantonalen Behörden sind nun gefordert zu verhindern, dass mit dem ASR der Nagra Schritte getätigt werden auf dem Weg zu einem unsicheren Tiefenlager.

Rosi Drayer, Co-Präsidentin LoTi

Astrid Andermatt, Co-Präsidentin LoTi

 

Kurzargumente zum ASR

 

LoTi akzeptiert den Entscheid der NAGRA zum angekündigten Standort nicht!

 

Es fehlt an Transparenz nach dem 2×2 Entscheid von 2015.

Wir fragen uns:

Welche Parameter wurden neu angewendet, um zu diesem Resultat zu kommen? Auf welchen Druck wurde neu gewichtet und gelten andere Regeln? Wie glaubhaft ist eine Organisation, die ihren Entscheid um 180 Grad ändert?

Fehlende Alternativen

Wir stellen fest:

Seit Beginn des Verfahrens war das Sachplanverfahren eine vorgegebene, festgelegte Einbahnstrasse. Keine weiteren Möglichkeiten, keine neuen Ideen zur Langzeitlagerung und Begleitung wurden aufgezeigt. Eine kritische, alternative Wissenschaft wurde nie ernsthaft einbezogen.

Kein Plan B

Unsere Forderungen wurden nicht ernst genommen:

Von Anfang an bestand kein Plan zu Konzeptänderung bei einem nuklearen Unfall, ungenügender Finanzierung, bei neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, bei Schwierigkeiten zur Rückholbarkeit.

Wo bleibt die Unabhängigkeit

Es fehlten und fehlen weiterhin unabhängige Expertinnen und Experten, eine langfristige Begleitung breit und vernetzt denkender kreativer Köpfe.

LoTi ist mit dem Entscheid nicht zufrieden! Wir wollen eine sicherere Übergangslösung als das Zwilag im Moment bietet und setzen auf neue Erkenntnisse der zukünftigen Generation. Diese soll mit Ruhe und mehr Bescheidenheit und ohne Druck (kurzfristige Strom- und Gasknappheit, Drohung Bau neuer AKWs) mit neuen, erprobten und besseren wissenschaftlichen Erkenntnissen sichere Lösungen finden können. Und wir hoffen, dass sie mit dem von uns erzeugten Wahnsinn besser umgehen kann.