☢ Geschichte des Vereins ☢
Der Bund gründete zusammen mit den Betreibern der Schweizer Atomkraftwerke im Jahre 1972 die Nagra (Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle). Die Nagra ist beauftragt den «sichersten Ort in der Schweiz» zu suchen, wo die radioaktiven Abfälle endgelagert werden können.
Die Gründung der Vereins LoTi (Nördlich Lägern ohne Tiefenlager) erfolgte in einer Zeit, in der zunehmend klar wurde, dass das Gebiet Nördlich Lägern als möglicher Standort für ein Tiefenlager für radioaktive Abfälle in Betracht gezogen wurde. Astrid Andermatt, selbst aus dem Gebiet stammend und damals Grossrätin im Aargau, griff die Stimmung und die Wünsche aus der Bevölkerung auf «was-dagegen-zu-machen». Auf der anderen Rheinseite war Rosi Drayer, Gemeinderätin aus Hohentengen auf der Suche nach kritischen Stimmen und Verbündeten. Astrid Andermatt und Rosi Drayer (und viele andere ) kamen nach intensiver Vorbereitung zur Gründung des Vereins LoTi im September 2010 in Bachs (ZH) zusammen. Unter dem Motto „Gemeinsam an die Zukunft denken, keinen Müll in Lägern Nord versenken“ setzte sich der Verein gegen ein Endlager für radioaktive Abfälle in der Region ein. Die Mitglieder stammen aus den betroffenen Regionen im Kanton Zürich, Kanton Aargau und aus der Region Hohentengen. An der Gründungsversammlung wurden Astrid Andermatt und Rosi Drayer zu Co-Präsidentinnen gewählt.
Im Jahr 2010 wurden im Sachplan geologisches Tiefenlager die möglichen Standorte für ein Endlager auf folgende drei Regionen eingeschränkt: die Region Bözberg (Kanton AG), die Region um Benken (Kanton ZH) und das Gebiet Nördlich Lägern (Kanton ZH und Kanton AG). Die Vereinsgründung erfolgte auch im Hinblick auf den Beginn des Verfahrens „Sachplan Geologische Tiefenlager“. Dadurch erhielten die Vereinsmitglieder die Möglichkeit, sich aktiv am Verfahren zu beteiligen und ihre Anliegen auf kritische, aber konstruktive Weise in den Prozess einzubringen.
In den folgenden Jahren arbeiteten Vereinsmitglieder in der Fachgruppe Regionale Entwicklung sowie in der Fachgruppe Sicherheit der Regionalkonferenz Nördlich Lägern mit. Darüber hinaus sind Mitglieder des Vereins auch aktiv in der Vollversammlung der Regionalkonferenz. Die kritische Haltung zum geplanten Tiefenlager (oder auch: Endlager für radioaktive Abfälle) spiegelte sich in zahlreichen Anträgen zu den jeweiligen Themen der Vollversammlung wider. Diese Eingaben und Stellungnahmen flossen zudem in die Stellungnahmen und Schlussberichte der Regionalkonferenz ein.
Im Jahre 2015 wurde das Gebiet Nördlich Lägern von der Nagra als möglicher Standort für das Endlager zurückgestellt (Link zu Artikeln). Die Region und auch der Verein LoTi atmeten auf. Die Zurückstellung von Nördlich Lägern wurde mit eindeutigen sicherheitstechnischen Nachteilen dieses Gebiets gegenüber Jura Ost und Zürich Nordost, da
«die Realisierung eines geologischen Tiefenlagers im Opalinuston in grosser Tiefe sehr anspruchsvoll und es sei deshalb für die Sicherheit wichtig ist, bautechnisch einfach beherrschbaren Verhältnissen den Vorzug geben. Dadurch könnten extreme Anforderungen bei der Erstellung, beim Betrieb und bei einer eventuellen Rückholung vermieden werden. Zudem werde die geologische Barriere nicht unnötig beeinträchtigt. An der Beurteilung von Nördlich Lägern ändert sich nichts. Die tektonischen Verhältnisse wären in der grösseren Tiefe komplexer, die Bedingungen für den Bau schwieriger, die Gebirgstemperatur höher, das Platzangebot geringer und die Flexibilität bei der Anordnung der Lagerkammern eingeschränkt.» Link auf NZZ einfügen
Der Verein LoTi legte daraufhin seine operative Arbeit nieder. Dennoch blieben Vereinsmitglieder in den beiden Fachgruppen und der Vollversammlungen der Regionalkonferenz Nördlich Lägern engagiert.
Nur sieben Jahre später, im September 2022, gab die Nagra trotzdem die Region Nördlich Lägern aus ihrer Sicht als den geeignetsten Standort für das Endlager für radioaktive Abfälle bekannt, die sicherheitstechnische Nachteile schienen im Jahre 2022 keine Nachteile mehr zu sein.
Dieser Zeitpunkt markiert einen Wendepunkt in der Geschichte des Vereins LoTi. Das Engagement gegen die Errichtung eines Endlagers für radioaktive Abfälle wurde wieder aufgenommen. Im März 2023 wählte die Generalversammlung ein neues Co-Präsidium, bestehend aus Karin Joss und Bodo Schröder. Auch der gesamte Vorstand wurde weitgehend neu besetzt. Unter dieser neuen Führung setzt sich der Verein weiterhin aktiv gegen das geplante Endlagerprojekt ein und arbeitet in der Regionalkonferenz Nördlich Lägern mit.